Ist ein Herzunterstützungs-System ein Kunstherz im engeren Sinn?
Kunstherzsysteme sind Herzunterstützungs-Systeme, die anstelle des eigenen Herzen implantiert werden und so das eigene Herz komplett ersetzen. Umgangssprachlich jedoch wird das Wort Kunstherz oft als Synonym für Herzunterstützungs-Systeme im Allgemeinen verwendet.
Weitere, oft gebrauchte Ausdrücke sind hier:
- VAD (engl.: Ventricular Assist Device, also Ventrikel-Unterstützungssystem)
- LVAD (engl.: Left Ventricular Assist Device – Herzunterstützungssystem für das linke Herz)
- RVAD (engl.: Right Ventricular Assist Device – Herzunterstützungssystem für das rechte Herz)
- BiVAD (engl.: Bi-Ventricular Assist Device – Herzunterstützungssystem für das beide Herzkammern: rechts und links)
- TAH (engl.: Total Artificial Heart, Totalherzersatz, also Kunstherz im eigentlichen Sinne)
- Pumpe: Herzunterstützungssysteme pumpen Blut. Daher liegt es nahe, solche Systeme als Pumpe zu bezeichnen.
- Ventriküläres Unterstützungssystem: Die Herzkammern werden als Ventrikel bezeichnet. Demnach ist dieser Ausdruck ebenfalls ein Synonym für ein Herzunterstützungssystem, das eine oder beide Herzkammern unterstützt.
Die hier verwendeten Begriffe Kunstherzsystem, Herzunterstützungs-System, VAD und Pumpe sind in diesem Kontext als gleichbedeutend anzusehen.
Wofür brauche ich ein Herzunterstützungs-System?
Ein Kunstherz-System wird benötigt, wenn Ihr eigenes Herz nicht mehr die notwendige Pumpleistung aufbringen kann, um Ihren Körper ausreichend mit Blut zu versorgen (z.B. nach Herzinfarkten und bei Kardiomyopathien). Die Therapie der Wahl ist hier eine Herztransplantation, die jedoch mit einer Wartezeit für ein passendes Spenderorgan verbunden ist. Meist wird mit Hilfe eines Kunstherzsystems diese Wartezeit überbrückt.
Wie lange dauert der Eingriff (OP)?
Die Implantation eines VAD dauert typischerweise bis zu 6 Stunden.
Was passiert nach der Operation?
Postoperativ werden die PatientInnen auf die Intensivstation verlegt. Dort verbringen sie ihre ersten Tage mit dem neuen VAD-System und werden rund um die Uhr intensiv durch unsere ÄrztInnen, Schwestern/Pfleger und Techniker-Team betreut. Nach der Verlegung auf eine Intermediate Care Station (IC) und die dortige Betreuung werden die PatientInnen auf der Allgemeinstation der Herzchirurgie betreut. Dort finden mehrere den speziellen Bedürfnissen der PatientInnen angepasste Schulungen am VAD-System statt, sodass eine Entlassung in ein Reha-Zentrum möglich ist. Die Dauer des Reha-Aufenthaltes ist 4 Wochen, danach werden die PatientInnen nach Hause entlassen.
Somit können die meisten PatientInnen 6 bis 8 Wochen nach der Operation nach Hause!
Wie profitiere ich von einem Kunstherz?
Durch die wieder ausreichende Versorgung des Körpers mit Blut ist es meist möglich, wieder die gewohnten Aktivitäten des täglichen Lebens durchzuführen. So z.B. ist es oft wieder möglich, Sport (mit Einschränkungen) zu betreiben.
Sind Intimkontakte mit einem VAD-System möglich?
Ja. Details sollten Sie (evtl. in Anwesenheit Ihres Partners) mit unserem ÄrztInnen-Team besprechen. Eine Schwangerschaft ist jedoch jedenfalls zu vermeiden, da Sie gerinnungshemmende Medikamente einnehmen müssen.
Kann ich mit einem Kunstherzsystem nach Hause?
Ja. Nach dem Krankenhausaufenthalt und der darauf folgenden Rehabilitation werden Sie nach Hause entlassen. Durch regelmässige Kontrollen in unserer Ambulanz stehen wir jedoch in engem Kontakt zu unseren PatientInnen.
Was mache ich, wenn es zu einer Fehlfunktion des Systems kommt?
Sie werden ausführlich im Umgang mit Ihrem System vertraut gemacht. Ebenso werden auch die korrekten Maßnahmen bei allfälligen (selten auftretenden) technischen Fehlfunktionen trainiert. Unmittelbar gefährliche Fehlfunktionen treten heute sehr selten auf.
Unsere Abteilung verfügt über einen permanenten Bereitschaftsdienst (24 Stunden pro Tag, 7 Tage die Woche). Nach Wahl der Hotline-Nummer werden Sie sofort mit einem bzw. einer unserer MitarbeiterInnen verbunden, der bzw. die sich dann mit Ihnen gemeinsam um das Problem kümmert.
Höre ich die Pumpe?
Rotationspumpen (nahezu alle LVAD-Systeme) arbeiten geräuschlos. Pulsatile Pumpen (z.B. Thoratec-PVAD) sind durch ihre Klappen- und Antriebsmechanik hörbar.
Bei den Lade- und Überwachungseinheiten sind gegebenenfalls Lüfter hörbar.
Wie lange hält ein Kunstherz?
Ein modernes Kunstherzsystem ist darauf ausgelegt, Sie mehrere Jahre lang zu unterstützen. Die erwartbare Lebensdauer der Mechanik liegt bei weit über 10 Jahren.
Wenn eine Herztransplantation möglich ist, dient das Kunstherzsystem zur Überbrückung. Eine typische Verweildauer des System liegt hier bei etwa 6 Monaten bis 2 Jahre.
Bei PatientInnen, bei denen eine Herztransplantation nicht möglich ist, kann das System mehrere Jahre im Körper verweilen.
Kann ich mich trotz des Systems duschen oder baden?
Nein. Das ist eine der wenigen Einschränkungen eines Kunstherz-Systems (Gefahr einer Infektion der Durchtrittstelle des Verbindungskabels (Driveline), Steuereinheit und Akkus sind lediglich spritzwasserfest).
Kann ich wieder arbeiten gehen?
Das hängt von Ihrer individuellen Situation und den Anforderungen Ihrer beruflichen Tätigkeit ab.
Welche Untersuchungen dürfen bei mir vorgenommen werden? Welche nicht?
Die meisten Untersuchungen (Computertomographie – CT, Ultraschall, Röntgen, etc.) können weiterhin problemlos durchgeführt werden. Jedoch sind alle Magnetfelduntersuchungen (Magnetresonanz-Tomographie – MR/MRT) strengstens verboten!
Was muss ich als KunstherzpatientIn beachten?
Obwohl Sie als KunstherzpatientIn weitgehend ein normales Leben führen können, handelt es sich bei einem Herzunterstützungs-System um ein lebenserhaltendes System. Aus diesem Grund müssen die folgende Punkte strikt eingehalten werden:
- regelmäßige Einnahme der Medikamente
- Blutgerinnung muss ausreichend gehemmt sein
- sachgemäße Pflege der Austrittsstelle der Versorgungsleitung (Hygiene!)
- sorgsamer Umgang mit der Versorgungsleitung, der Steuereinheit, der Akkus und der Umhängetasche
- zu jeder Zeit ausreichend Akkus mitführen
- sorgfältige Dokumentation durchführen
- Ambulanztermine wie besprochen wahrnehmen
- Vitamin-K-reiche Speisen meiden
- ausgewogene Ernährung beachten
- bestimmte Sportarten (Kampfsport) meiden
- leichte physische Aktivität ist jedoch ausdrücklich erwünscht: Wandern, Gartenarbeit, leichte Arbeit
- Baden gehen und duschen sind untersagt
- bei Problemen unverzüglich Kontakt mit dem Kunstherzteam aufnehmen (24-Stunden-Hotline)